Schon lang mal wollte ich eine ostfriesische Insel besuchen. Seit ein paar Monaten ist mein Freund Lutz Insulaner und gab mir endlich Anlass für einen Abstecher nach Norderney. Von Haustür zu Haustür dauerte es geschmeidige 9 1/2 Stunden mit Bahn, Fähre und Bus, wobei alles am Schnürchen klappte und spätestens mit der Fährfahrt von Norddeich Mole nach Norderney der Chill-Modus einsetzte.
Vollbetrieb bei jedem Wetter
Die unzähligen Hotels und Pensionen sind im August ziemlich ausgebucht. In beliebten Restaurants muss man nicht selten auf einen Platz warten. Hauptsächlich Familien und Senioren tummeln sich an den Stränden, auf den Deichen, in den Einkaufsstraßen oder auf den Radwegen, die die Insel durchqueren. Ein Auto braucht man hier nicht. Ich bin am liebsten zu Fuß unterwegs: in den drei Tagen bin ich rund 40 km kreuz und quer über Norderney spaziert. Am liebsten an den breiten Stränden. Natürlich hab ich mich auch in die Nordsee gestürzt. Mit rund 19° Grad war das unerwartet angenehm. Zumal sich die Lufttemperatur auf Augenhöhe bewegte.
Entspannung auf nordisch
Das Wetter scheint den meisten Leuten weitestgehend egal. Es wechselt sowieso schnell und häufig zwischen Sonne, Wolken und Regen. Wind ist meistens dabei. Während ich und ein paar weitere Wasserfreunde in der Badehose im Sand liegen, wandern andere dick eingepackt am Deich über uns. Die einen joggen, die anderen radeln mit dem E Bike. Dazwischen ein Fischbrötchen oder einen Eiscafé. Und später am Abend locken die Raucherkneipen mit dem Feeling der 80er: Kleine Freiheit, Haifischbar oder Klabautermann.
Von Natur aus gelassen
Urlaub auf Norderney ist nicht gerade günstig. Aber Protzerei ist hier Fehlanzeige. Die Leute gehen rücksichtsvoll und entspannt miteinander um. Die einheimischen Geschäftsleute und ihre Crews haben immer ein Lächeln oder einen Spruch auf den Lippen. Die vielen Touristen verlaufen sich unaufgeregt zwischen den Stränden. Jeder findet hier seinen Platz. Jeden Tag. Ohne Hektik, ohne Stress, auch ohne Extase oder Hysterie. Einfach nordisch gelassen.
Vielleicht liegt es an der grandiosen Natur, der Nordsee, dem Wattenmeer, den saftigen Wiesen und grasbewachsenden Dünen? Hasen hoppeln vor uns auf dem Weg zum Abendessen. Die Möwen hätten gerne einen Bissen von meinem Fischbrötchen. Und von Ossi, dem Wirt der Kleinen Freiheit erfahre ich, dass der Busfahrer von Norderney nur einer von vielen Sechzger-Fans auf der Insel ist. Dazu ein Bier mit Fischsemmel und der Traum ist perfekt.
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