Reisezeit und Dauer
7 Tage Anfang September 2017
7 Tage Anfang September 2017
Hinnerk und ich kennen uns seit 25 Jahren. Solch alte Freundschaften eignen sich gut für Unternehmungen, für die man Frauen nicht so leicht gewinnen kann. Etwa eine Rundreise durch den Balkan. Hinnerk bastelte die Route und los ging´s in Serbiens Hauptstadt. Belgrad hat sich einen Ruf als Partyhochburg erarbeitet. Am Wochenende kocht die Altstadt. Mittendrin haben wir gewohnt. Von dort hat man die Stadt gut im Griff. Auch die einigermaßen bekannte Burg ist in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Sehenswerter scheint der Blick von der Burg auf die Mündung der Save in die Donau. Restaurant-Tipp: Mezestoran Dvorište mit griechisch geprägter Küche und wunderschönem Innenhof. Wir waren am ersten und letzten Tag in der Stadt. Das reichte vollkommen. Für nächtelange Partys sind wir eh zu alt. Und außerdem sollte es ja ein Balkan Roadtrip werden und keine Städtereise.
Ein Volltreffer auf der Fahrt nach Sarajevo war die Mittagspause in Sunčana Reka, einem Erholungszentrum mit Biergarten und Grill direkt am Fluss. Das tauchte uns erstmals ins pralle Balkan-Landleben. Großartig. An den Straßen boten Bauern an Ständen die jüngste Ernte von Paprika, Knoblauch und Melonen feil. Das erinnert stark an Szenen aus „Ich denke oft an Piroschka“… Sarajevo erreichten wir nach 6 Stunden Cruising durch das kurvenreiche Land. Manchmal standen um die Kurve plötzlich Kühe oder Schafe auf der Straße. Wir überholten Pferdegespanne und viele alte Golf II (dahin wurden die also verfrachtet). So manches erinnert an unsere Kindheit in Deutschland. Vor allem Bosnien-Herzigowina hinkt der Zeit hinterher. Dem Land sind die Nachwehen der Jugoslawien-Kriege noch deutlich anzusehen. Das hat 30 Jahre gekostet.
Stimmungswechsel! Plötzlich züngeln Minarette in den Himmel und wir wandeln durch einen orientalischen Altstadtbasar mit Teppichläden und Shisha-Bars. Sarajevo war mir nur bekannt als Gastgeber der Olympischen Winterspiele 1984. 10 Jahre später war es unter heftigem Beschuss der Serben. Geschichtsinteressierte schauen sich den Tunnel an, der Sarajevo während der Belagerung – unter dem Flughafen verlaufend – mit Rest-Bosnien verband. Heute kann man den Eingang und ein kleines Stück davon besichtigen. Unterkunft: Boutique Bosanska Ruza – zentral, aber sehr einfach. Essen: Restaurant Pod Lipom – solide, obwohl Bill Clinton da war.
Die Stari Most, also die Alte Brücke, ist Weltkulturerbe und nur ihretwegen lohnt sich der Abstecher nach Mostar. Uns kam es vor wie die bosnische Version der Rialto-Brücke, vollbepackt mit Touristen und eingesäumt mit Restaurants und Souvenir-Shops. 2 Stunden reichen locker für einmal drüber und unten durch. Parkt lieber etwas abseits und geht etwas länger zu Fuß zur Brücke. Sonst steckt ihr schnell im Brücken-Umrundungs-Stau.
Auf den letzten 50 km vor Dubrovnik durchquerten wir die Region der serbischen Minderheit in BIH. Die Landschaft wirkt karg, dünn besiedelt und etwas rückständig. Nach der Grenze geht es 8 km die Steilküste bergab nach Dubrovnik und von jetzt auf gleich steht man mitten im Jetset mit Must Haves und Preisen, die um das 3-fache höher sind. Deutsche, Engländer, Kroaten und auch ein paar Russen dominieren das Mallorca der Ostadria. Aber sie sollten euch nicht davon abhalten, die sensationelle Altstadt und Stadtmauer zu besichtigen. Empfehlung: Frühmorgens anreisen, Altstadt und Stadtmauer erkunden, bevor die Massen anstürmen – und ohne Übernachtung zügig weiter.
Auf nach Montenegro und zum nächsten UNESCO Weltkulturerbe, der Bucht von Kotor, die nur 1 Stündchen Fahrzeit (plus 90 Minuten Wartezeit an der Grenze) von Dubrovnik entfernt liegt und wesentlich entspannter wirkt. Perast wiederum ist einer der schönsten Orte an der Bucht. In der Konoba Skolje bekamen wir Schaschlik direkt von Grill bei herrlichem Blick auf die Bucht.
Man braucht etwas Geduld für das Umrunden der Bucht. Mit recht viel mehr als 50 km/h kommt man nicht voran. Irgendwann landeten wir dann doch in Budva, einem DER Ferienorte an der wunderschönen Küste von Montenegro. Die Region zwischen Budva bis Herceg Novi ist die traditionelle Sommerferienregion der Montenegriner und ihren Freunden, der Serben und Russen. Entsprechender Hochbetrieb herrscht auch noch im September. Der kleine Strand an der Stadtmauer war picke packe voll und an den Promenaden spielt ein Alleinunterhalter neben dem nächsten den Rang ab. Alles in allem wirkt das etwas trashig. Das brauchen wir nicht länger als eine Nacht. Raus aus dem Trubel.
Der Durmitor Nationalpark im Nordwesten Montenegros ist unser nächstes Ziel. Von der Küste Budvas geht es erst steil hinauf Richtung Cetenje, der alten Hauptstadt Montenegros, die nicht zwingend einen Stopp wert ist. Umso schöner ist die Fahrt dorthin und weiter über Niksič zum Nationalpark über spektakuläre Hochebenen und Pässe. Maximales Roadtrip-Erlebnis! Unser Tagesziel ist Zabljak, ein kleiner Ort am Nationalpark mit guter Infrastruktur und idealer Ausgangspunkt für Wanderungen auf die Berge (bis zu 2.500 m hoch). Naturfreunde sollten hier ruhig etwas mehr Zeit einplanen. Ein weiteres Road-Highlight war die Fahrt zurück nach Belgrad. Von Zabljak ging es über die Tara-Schlucht weiter nach West-Serbien, über Pässe, Hochebenen und entlang von Flüssen und Staudämmen. Ein gebührender Abschluss unseres grandiosen Roadtrips durch den Balkan.
Die Straßen sind gut in Schuss. Ein spritziges Auto hilft bei den vielen Steigungen und kurzen Überhol-Fenstern. Hotels, Supermärkte, Restaurants, Tankstellen, Apotheken etc. sind breit gestreut, gut ausgestattet und bedienen jeden Geldbeutel und Anspruch.
Für Grenzübergänge lieber kleine Straßen wählen. Auf Hauptstraßen kann es zu langen Wartezeiten kommen. Polizeikontrollen (nach Schleppern und Schmugglern) gibt es vor und nach den Grenzen. Mit unseren deutschen Pässen wurden wir immer durchgewunken. Geschwindigkeitskontrollen gibt es regelmäßig.
WIFI gibt es in fast allen Hotels, Restaurants und in jedem Fall kostenlos. Empfang ist für Mobilfunk fast überall sehr gut. Hotels buchten wir immer am Vortag online.
In Montenegro gibt es den Euro, obwohl das Land kein EU Mitglied ist. Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien haben eigene Währungen. Kreditkarten oder Bezahlung mit Euro wird oft akzeptiert. Empfehlung: Immer etwas einheimische Währung im Wert von 20 € parat zu haben für Trinkgelder, Taxi etc.. Budget: Mit 500 € kam jeder von uns gut durch die Woche inklusive Mietwagen und Tanken (ohne Flug ab/nach Muc).
Die Balkanküche ist bodenständig und im Landesinneren auf Fleisch gebaut. Mit ausländischen Restaurants haben wir keine bemerkenswerten Erfahrungen gemacht. Bier, Wasser, Wein und Spirituosen sind überall zu finden und durchaus lecker. Wir haben zu zweit für 10 € toll gegessen und für 60 € mittelmäßig. Empfehlung: Einfach und solide bleiben – keine Experimente.
Der Krieg ist nun gut 20 Jahre her. Ruinen und Einschusslöcher sind noch vielerorts zu sehen. Auch wenn man immer noch Spannungen vermutet zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern: Spürbar werden diese nicht im Alltag eines Touristen. Außer man spricht „das Thema“ an. Dann muss man sich die jeweilige Version der Vergangenheit anhören. Würd ich mir überlegen. Kann man auch nachlesen im Internet.
Thomas Bily, Welfenstrasse 68, 81541 München
Telefon +49 151 580 550 91, E-Mail info@rockingtravel.com
Das war eine fantastische Reise und dies ist ein noch fantastischerer Bericht! Alles echt, no fake. Danke für diese unvergessliche Leistung!!! Dein Freund Hinnerk