Reisezeit und Dauer
Zwei Wochen im September 2025
Zwei Wochen im September 2025
Wir schielten schon lange auf Rumänien, ich vor allem wegen des Donau Deltas. Mitte September schien uns die richtige Zeit: mit gemäßigten Temperaturen.
Wie immer buchten wir nur den Flug und die erste Unterkunft in Cluj. Den Rest planten wir nach Gusto von Tag zu Tag und reservierten erst direkt aus dem Auto. Navigiert haben wir ausnahmslos mit Google Maps. Das funktionierte einwandfrei. Internet ist in Rumänien überall schnell und verfügbar. Daran darf man sich erstmal gewöhnen:)
Wir hatten von Cluj aus ein Auto gemietet (ca. 180 € für 1 Woche) mit Rückgabe in Bukarest. Rumänien hat ein wachsendes Autobahnnetz. Wir sind hauptsächlich Landstraße gefahren. Diese sind in vernünftigem Zustand (also keine Schlaglöcher etc.) und meistens einspurig. Insgesamt wird eher sportlich gefahren. Da machen die LKW-Fahrer keine Ausnahme. Angeblich gibt es viele Radarfallen. Wir sind meist nach Vorschrift gefahren: wir hatten keine Eile. Man kommt auf Landstraßen so oder so nur mäßig schnell voran. Umgehungsstraßen gibt es selten und so stauen sich die Autos gerne mal bei der Durchfahrt von Ortschaften. Geduld ist hilfreich.
Das Tankstellennetz ist gut ausgebaut. Wenn man Services braucht wie zum Beispiel Luft für die Reifen, steuert man am besten eine renommierte Marke an wie zum Beispiel OMV. Zahlen kann man an fast allen Tankstellen mit Karte. Parken ist in den Innenstädten kostenpflichtig. Man kann sich dafür eine App laden und online bezahlen.
Unser Roadtrip 2025 startete in Siebenbürgen. Wir flogen nach Cluj und verbrachten dort die erste Nacht. Danach ging es weiter nach Sibiu und Brašov. Alle drei Städte freuen sich über eine schöne Altstadt. Sibiu hat uns am besten gefallen mit seinen drei mittelalterlichen Plätzen und einem sehr gepflegten Startbild. Am meisten Touristen tummeln sich heute in Sibiu und Brašov, was die Preise treibt. Es ist mancherorts kaum noch ein Unterschied zu deutschen Preisen. Die Qualität des Essens fanden wir gut. Nicht jeden Tag waren wir geeicht für rumänische Kost. Aber man kann hier auf italienische Restaurants ausweichen, die sehr gute Auswahl und Qualität bieten.
Für die Städte würde ich je einen Tag veranschlagen. Außer man taucht ein in Museen und Stadtgeschichte. Aber wir waren ja auf Roadtrip und nicht auf Studienreise.
Etwa 40 Minuten südlich von Cluj liegt das alte, gewaltige Salzbergwerk Salina Turda. Von außen schaut es wenig spektakulär aus und der sozialistisch geprägte Eingang verspricht keine großartige Sehenswürdigkeit. Ganz anders drinnen: Das Spektakel ließ uns mit offenem Mund dastehen vor dieser riesigen Ausgrabung. Es scheint unfassbar, dass alles von Menschenhand gegraben wurde.
Heute stehen im Mittelgeschoss der Saline Tischtennisplatten und Billardtische zur Zerstreuung für Touristen und Schulklassen.
Es werden auch Aufzüge angeboten, um von einem Stockwerk zum anderen zu kommen. Tipp: Wenn man einigermaßen fit ist, sollte man die Treppen nutzen, weil die Aufzug-Schlangen nicht gerade kurz bzw. die Aufzüge nicht gerade schnell sind.
Tipp für den Parkautomaten: Wenn ihr zahlt, müsst ihr das Ticket einschieben und dann noch mal wählen, wie ihr bezahlen wollt: ob mit Bargeld oder mit Karte. Dafür gibt es zwei Knöpfe an der Seite. Das erlebten wir auch an anderen Parkautomaten des Landes.
Am gleichen Tag fuhren wir weiter Richtung Brašov und machten einen Abstecher auf die Transfăgărășan, die spektakuläre Passtraße über die Karpaten. Den berühmten Teil der Straße fährt man von Norden bis zum Pass mit dem Lac Balea. Wir kehrten danach um, auch weil das Wetter umschlug. Auf dem Pass wimmelte es nicht vor Murmeltieren und Bären, sondern vor Souvenir- und Würstlständen. Vom Parkplatz aus kann man diverse Wanderungen wagen auf die anliegenden Gipfel. Das mussten wir allerdings wegen des Wetterumschwungs bleiben lassen.
In Brašov bezogen wir ein wunderbares Quartier im Rossmarkt Haus, einem geschmackvoll renovierten alten Gebäude. Das italienische Restaurant Figaro befindet sich im gleichen Haus. Dort wird auch das Frühstück serviert. Von unserem Balkon konnten wir fast auf die Schwarze Kirche hinüber spucken und den Rest der Stadt perfekt zu Fuß erkunden.
Brašov ist größer als Sibiu, aber wirkt vom Stadtbild her nicht so kompakt und harmonisch. Die Stadt bietet sich an als Homebase für Ausflüge in Nationalparks der Karpaten, nach Sinaia (Schloss Peles kann man, muss man aber nicht…) oder zum Schloss von Dracula nach Bran (sollte man, wenn man schon mal da ist). Bram Stoker hat sein Denkmal redlich verdient. Es ist erstaunlich, für welchen Touristenaufmarsch ein Schloss eines Vampir-Grafen sorgen kann. Eine Flut von Souvenirshops, rustikaler Gastronomie und Hotellerie jeder Kategorie breitet sich am Fuße des Schlosses aus. Die Besichtigung des Schlosses kostete 90 Lei pro Person.
Das Bären-Sanctuary in Zarnesti kann ich nur bedingt empfehlen – für Leute, die eine Schnellausbildung zum Bärenexperten anstreben. Im Grunde ist das nicht viel mehr als eine Gruppenwanderung vorbei an Bärengehegen mit kleinen Geschichten aus der Bärenwelt.
Der ideale Fahrtag: Es regnete von früh bis spät und wir waren knapp 6 Stunden unterwegs von Brašov über die Ostkarpaten durch Focsani über Braila bis nach Tulcea.
Der Reiz der Landschaft der östlichen Karpaten war durch den Regen nur zu erahnen. Immerhin konnten wir bis zur Leitplanke sehen, dass ein Bär neugierig den Verkehr verfolgte. Am späten Nachmittag kamen wir in unserer Unterkunft im Donau Nature Resort an. Wir bezogen einen Bungalow mit schöner Terrasse und Blick über das Delta. Im Zentralgebäude befindet sich eine Bar und ein Speiseraum mit Veranda. Das Ensemble erinnert an eine Lodge in einem amerikanischen Nationalpark. Der Service war überaus freundlich und bemüht. Nur der Koch schien eine komplett andere Auffassung darüber zu haben, wie man einen Fisch gut und appetitlich aufbereitet. So saßen wir auf der Terrasse über einem der fischreichsten Gebiete Europas und stocherten in vertrockneten Karpfen und Karauschen.
Am nächsten Morgen ging es früh nach Tulcea, das rund eine halbe Stunde entfernt liegt. Unsere Tour im Donaudelta hatten wir von dort für 9:00 Uhr gebucht. Die meisten stellen sich wohl die Frage, ob sie eine 10 Stunden Tour oder eine 5 Stunden Tour buchen sollten. Sagen wir es mal umgekehrt: sobald wir auf der Tour waren, hätte ich es schade gefunden, dass wir schon nach zweieinhalb Stunden wieder umkehren hätten müssen. Natürlich ziehen sich 10 Stunden etwas in die Länge. Aber die grandiose Natur und ein paar Stopps hielten Spannung und Entspannung hoch. Apropos Stopps: die 10 Stunden Tour beinhaltet drei:
Die 10 Stunden Tour führte uns bis nach Sulina, einer mittelmäßig attraktiven Stadt. Die nahe Mündung der Donau ins Schwarze Meer konnten wir wegen starken Wellengangs nicht befahren. Dafür ging es von den Wellen geschoben zackig in gut eineinhalb Stunden zurück nach Tulcea.
Es war – trotz der erneuten Fisch-Desasters – ein wunderbarer Tag. Stelica, unser Fahrer, beherrschte sein Boot perfekt, aber kein einziges Wort Englisch. Ausgeholfen haben seine rumänischen Landsleute, die uns die wichtigsten Eindrücke aus der Natur ins Englische übersetzten. Auf diese Weise kamen wir charmant in Kontakt mit Rumänen.
Fazit: Die lange Fahrt ins Donau Delta hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir können auf jeden Fall die 10 Stunden Tour empfehlen. Für das Mittagsmenü würde ich die Finger vom Fisch lassen und lieber Hähnchen (mit Pommes) bestellen.
Unsere Fahrt von Tulcea bis Bukarest dauerte gut 4 Stunden, teils über Landstraße durch weite Felder und dünn besiedeltes Land. Am frühen Nachmittag kamen wir in Bukarest an. Wir wollten den Palast des Volkes besichtigen, aber leider war der fürs Wochenende schon ausgebucht. Reserviert hatten wir einen Besuch in der Sommer-Villa von Ceausescu. Diese eröffnete uns einen unbehaglichen Einblick in die Dekadenz des Diktators.
Danach spazierten wir kreuz und quer durch die Stadt. Unser Moxy Hotel war genau der richtige Stützpunkt für die Erkundung der Altstadt. Bukarest wirkt an seinen renovierten Stellen wieder glamourös wie das Paris des Ostens. Aber es gibt noch viele verfallene Häuser und Straßen, die eher wie das Novosibirsk des Westens anmuten. Großartige Sehenswürdigkeiten entdeckten wir nicht – abgesehen vom Palast des Volkes. Ein Tag scheint uns für Bukarest vollkommen ausreichend. Am Montagmorgen ging es weiter noch Sofia. Für die Fahrt zum Flughafen muss man mindestens eine halbe Stunde rechnen.
Die Städte in Siebenbürgen sind unbedingt sehenswert und man kann von dort gut in die Berge fahren und Wanderungen unternehmen. Vor allem auf dem Land wirkt Rumänien noch wild und ungezähmt und reizvoll für Menschen wie uns, die aus einer geregelten und kontrollierten Welt kommen. Das Donau Delta ist eine Kategorie für sich und für Naturfreunde ein must-see.
Die Fahrt durch das Land war durchweg sicher und angenehm. Die Straßen sind mindestens passabel, meist im guten Zustand. Nur wenn der Regen einsetzt, wird es an der einen oder anderen Stelle etwas haarig.
Die Menschen, mit denen wir Kontakt haben, waren alle freundlich und hilfsbereit, auch wenn sie auf den ersten Blick grimmig schauen wie eine Bedienung in einem Münchner Wirtshaus. In einer Woche kann man eine Menge erleben in Rumänien. Die Infrastruktur ist sehr gut und man kann sehr effizient reisen. Rumänien war vielerorts ein bisschen neu und geheimnisvoll für uns.
In Rumänien sind die Autobahnen gut in Schuss, die Landstraßen zumindest passabel – ohne größere Löcher oder sonstige Überraschungen. Bei Regen sieht es etwas anders aus. Der sammelte sich in Rinnen und zwang uns, das Tempo deutlich zu drosseln.
Navigiert haben wir durchweg mit Google Maps, was perfekt funktionierte. Das Mobilfunknetz ist gut und schnell. Das Tankstellennetz ist dicht mit internationalen Konzernen wie Shell oder OMV. Der Sprit kostet ca. 1,50 €/l.
In Rumänien sind die Autofahrer sportlich unterwegs. Geschwindigkeitslimits scheinen nicht übermäßig zu interessieren, ebenso Überholverbote. Tempolimit auf Landstraßen ist 90, auf Autobahnen 120. Bemerkenswert ist, dass die Autofahrer fast immer für Fußgänger bremsen und diese passieren lassen. Das erleben wir in anderen südeuropäischen Ländern und bisweilen in Deutschland ganz anders.Parken ist in den Innenstädten immer kostenpflichtig. Wir buchten Hotels mit Parkplatz oder nutzten eine Parkgarage.
Unser Mietwagen Payless war schon etwas gebraucht und für die Straßenverhältnisse ideal. Wir zahlten pro Woche ca. 180 €. Die Gebühren für die Autobahn waren beinhaltet – eine Online-Vignette muss man also nicht selber kaufen! Summa Summarum war das Autofahren in Rumänien entspannt und eine günstige und schnelle Art der Fortbewegung.
Wir haben kurz nach der Einreise Geld gewechselt (deutsche Gewohnheit?) und hatten hernach Mühe, das Bargeld wieder loszuwerden. Man kann überall mit iPay bezahlen – an Tankstellen, im Hotel, im Supermarkt oder in kleinen Ladengeschäften, in Restaurants sowieso. Nur unseren Trip im Donaudelta mussten wir in Cash bezahlen. Es gibt im Hotel Delta neben der Anlegestelle einen Geldautomaten.
Auf dem Land ist das Reisen deutlich günstiger. Städte wie Brašov oder Bukarest haben fast deutsches Niveau erreicht. Das gilt auch für Sofia und Plovdiv. Die Schwarzmeerküste ist eh internationales Terrain mit Urlaubsfeeling. Da verwässert schnell mal die Preiswahrnehmung beim Sundowner.
Hotels sind in jeder Kategorie anzutreffen. Preislich bewegt man sich circa 25% (Stadt) bis 50 % (Land) unter deutschem Niveau. Wir haben ø 85 € pro Nacht für Übernachtung ausgegeben, meist inklusive Frühstück, 25 € für das Mietauto, 15 € für Parken, 10€ pro Tag für Sprit, 60 € für ein warmes Essen, 20 € für Essen & Trinken zwischendurch plus Geld für Eintritte und sonstige Ausgaben = Summe ca. 230 € pro Tag für zwei Personen bei ordentlichem, nicht übermäßigem Lebensstil.
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Telefon +49 151 580 550 91, E-Mail info@rockingtravel.com
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