An einem lauen Herbsttag 2024 haben wir in einer Kaffeelaune ein langes Wochenende in Rom gebucht. Wir wollten eigentlich nur mal die Italian Open erleben, ein renommiertes Tennisturnier mit den Besten dieses Sports. Dass dann, einer göttlichen Fügung geschuldet, gleichzeitig die Amtseinführung des neuen Papstes stattfinden würde, hatten wir damals nicht auf dem Zettel. Garniert wurden diese römischen Maifeiertage durch zwei außerordentliche Fußballspiele: das italienische Pokalfinale und das letzte Heimspiel des AS Rom gegen den AC Mailand. Kurzum: die Stadt war an den Iden des Mais 2025 bummvoll und wir wohnten mittendrin – unweit des Petersplatzes im Epizentrum des Touristenansturms.

Rom Tennis Masters
Die Italian Open im Tennis finden im Foro Italico statt, einem großen Sportgelände, das nicht weit entfernt lag von unserer Unterkunft im Vatikanviertel. Wir hätten trotzdem lieber den Bus genommen, aber die Linien und der gesamte Stadtverkehr schienen überlastet. Kein Wunder bei den günstigen Preisen für den Nahverkehr bei gleichzeitig akutem Parkplatzmangel.
Nach zwei voll gestopften Bussen machten wir uns zu Fuß auf den Weg und erreichten das Stadion nach knapp einer halben Stunde. Das Foro Italico ist weitläufig und gespickt mit vielen Shops und Ständen. So konnten wir uns gut die Zeit vertreiben bis zu den ersten Aufschlägen von Jannick Sinner und Casper Ruud. Später verfolgten wir Coco Gauff gegen Qinwen Zheng fast bis Mitternacht.
Bei der Abreise das gleiche Bild: Busse waren Mangelware. Also liefen wir einem Taxi entgegen und hatten Glück. Logistisch sind die Italian Open noch kein ATP 1000 Turnier. Der Rest war hervorragend.

Der frühe Vogel fliegt entspannter
Am nächsten Tag stand auf unserem Programm: ROM. Spaziergänge durch die Stadt sind (noch) kostenlos und man kann sich zu jederzeit vom Piazza del Popolo bis zum Colosseum schieben (lassen). Je später am Tag man damit startet, desto vollere Straßen findet man vor. Nur früh am Morgen (vor 9 Uhr) kann man noch ohne Ausweichmanöver über die Bürgersteige flanieren oder das Plätschern der Fontana di Trevi noch hören und sehen. Später verliert sich alles im Strom der Touristen. Wer Museen, Petersdom, Papstgrab o.ä. besuchen will, sollte sich noch früher auf den Weg machen, um sich einen Platz am vorderen Ende der Warteschlange zu sichern. Gegen Mittag betrug diese „ein paar Stunden“ (Auskunft einer Aufseherin) vor der Basilika Santa Maria Maggiore, wo Papst Francesco beigesetzt ist.

Römer und Touristen
Pro Jahr kommen 35 Millionen Touristen nach Rom. Dieses Jahr, aus genannten Gründen, wahrscheinlich ein paar mehr. Das macht im Schnitt 100.000 Touristen pro Tag. Zum Vergleich: In München zählen wir 8,5 Millionen Touristen mit einem kleinen Ausschlag Ende September, wo wir zwar keinen Papst wählen, aber immerhin eine Wiesn-Königin. Aus Sicht eines Römer wäre ich genauso genervt, wenn Touristen mit dem Handy am Ohr die Wege blockieren, Ampeln ignorieren (das dürfen nur Römer) oder verklärt über die Straßen pilgern. Umso bemerkenswerter ist, dass die meisten Geschäftsleute zumindest auf eine professionelle Art und Weise freundlich bleiben.
Die Stadt lief heiß in diesem Mai. Alle sind unterwegs oder sitzen in Lokalen. Mittlerweile gibt es so viele Restaurants, dass wir selbst rund um die Papstwahl spontan einen Platz fanden oder problemlos reservieren konnten. Nur im Ausgehviertel Trastevere beobachteten wir längere Schlangen vor Trattorien – könnten aber auch Instagram-Spots gewesen sein:)
Castel Gandolfo im Sinkflug
Mehr Ruhe findet man, wenn man die üblichen Touristenrouten verlässt oder gar in die Vororte fährt. Während der Papst in der Stadt auf seine Amtseinführung wartete, schauten wir zur päpstlichen Sommerresidenz nach Castel Gandolfo. Den Ort erreicht man mit dem Zug von Roma Termini aus in knapp 45 Minuten. Vom Bahnhof nimmt man einen kleinen Bus oder geht rund fünf Minuten hoch ins Centro Storico und zum Castello und den päpstlichen Gärten. Die Sommerresidenz und Castel Gandolfo scheinen ihre besten Jahre hinter sich zu haben. Die Gärten und der Palazzo mit den päpstlichen Zimmern wirken etwas vernachlässigt. Wenn kein Papst mehr kommt, steckt die Kirche dann nicht mehr so viel Geld in die Anlage?
Auf dem Marktplatz und der anschließenden „Fußgängerzone“ reihen sich Restaurants an Souvenirläden. Mehr gibt es in Castel Gandolfo nicht zu sehen außer: dem grandiosen Ausblick auf den Albaner See und Richtung Rom. Ja, die Lage bleibt erstklassig, auch wenn die Immobilie etwas dahin vegetiert. Uns reichte ein halber Tag in Castel Gandolfo dicke: 12:20 hin, 16:50 Uhr zurück.
Der neue Papst
Am Tag unserer Abreise schauten wir noch bei der Amtseinführungsmesse des neuen Papstes vorbei. Von unserem Frühstückstisch in unserer schönen Unterkunft
ThePlace217 aus waren es nur gute 10 Minuten bis zum Petersplatz, der gut gefüllt, aber nicht zum Bersten voll war. Wir konnten uns locker nach vorne schlängeln und blieben bis zur Predigt. Irgendwie ist auch bei dieser für Katholiken so wichtigen Zeremonie und in der begleitenden Berichterstattung zu spüren, dass die Kirche sehr zu kämpfen hat, um ihre Position zu halten – bzw. sich gegen Bedeutungsverlust wehren muss. Später soll der Papst noch mit dem Papa-Mobil durch die Mengen gefahren sein. Da waren wir längst am Campo dei Fiori und machten letzte Einkäufe. Wenn wir aus Italien zurück kommen, dann nie ohne gutes Essen im Gepäck. Damit machen wir den daheimgebliebenen Kindern eine große Freude. Wer etwas anderes shoppen will, findet u.a. in der Via Cola di Rienzo, Via del Corso oder Via Condotti (etwas edler:) sicher einen Deckel für jeden Topf.
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