Von München nach Istanbul dauerte es mit dem Flieger 2 1/2 Stunden. Danach muss man gut 1 Stunde rechnen mit dem Taxi bis zur Innenstadt. Unser
Hotel Akbiyik Suites liegt mitten in Sultanahmet, der Altstadt von Istanbul. Die Blaue Moschee und die Hagia Sophia schlummern direkt vor der Tür. Viele weitere Sehenswürdigkeiten und Stadtviertel kann man gut zu Fuß oder schnell per Tram erreichen, etwa den Topkapi-Palast mit seinen Gärten und den Gülhane-Park.
Wir wohnten also direkt im Ali-Baba-Märchen-Viertel von Istanbul mit Lichtern, Lärm und Gerüchen aus 1001er Nacht – einfach in einer etwas anderen Welt.
Sultanahmed und die Moscheen
Für die Blaue Moschee reicht aktuell (Ende 2022 und wohl noch ein Weilchen darüber hinaus) der Blick von außen, weil sie innen renoviert wird und großflächig mit Gerüsten verhängt ist. Auch die lange Schlange für die gegenüber liegende Hagia Sophia kann man sich meiner Meinung nach sparen, außer man steht aus Glaubensfragen an. Der Innenausbau ist wie bei allen Moscheen: ein schlichter, großer Gebetsraum mit ein paar Leuchtern – und damit alles andere als ein katholisches Ikonen-Spektakel. Einen Besuch lohnt die unterirdische Zisterne, die man hier verkauft als „Untergegangene Stadt“ mit 300 Säulen.
Die Basare
Der Große Basar wirkt wie eine riesige, enge, überdachte Ladenstraßenstadt. Die meisten Stände bieten Teppiche und Stoffwaren, Gewürze und Süßigkeiten, Lampen, Taschen und Koffer und touristische Artikel an. Alle anderen Basare sind einfach nur kleinere Versionen des Großen Basars. Hat man den Großen gesehen, hat man sie alle gesehen.
Ausnahme: Der ägyptische Basar am Anleger Eminönü. Der ist berühmt für seine Gewürzstände. Erwähnenswert dort ist das Michelin Restaurant
Pandeli. Man erreicht es gleich links nach dem Durchgang durch das zum Bosporus hin gewandte Tor über eine Treppe nach oben. Die Adresse lautet Misir Carsisi 1: Die Standnummern führen euch hin, wenn ihr das Tor nicht findet.
Alt-Istanbul
Die Gegend um die großen Moscheen wirkt wie eine Mischung aus 1001 Nacht und 1001 Schleppern, die uns in Restaurants, Bars oder Läden hineinziehen wollten. Bestes Rezept: einfach ignorieren = vorbei gehen und weder etwas sagen noch sonst eine Reaktion zeigen, nicht einmal Augenkontakt aufnehmen. Hier brodelt das Straßengeschäftsleben und es bleibt für mich unvorstellbar, woher die ganze Ware stammt und woher so viele Kunden kommen sollen, um alle Geschäfte und Stände zu ernähren?!
Kadiköy
… ist ein Viertel auf der asiatischen Seite und hat uns sehr gut gefallen. Hier ist das Alltagsleben die Sehenswürdigkeit. Kadiköy ist ein umtriebiger Stadtteil mit bunten Marktständen, vielen Restaurants und noch mehr Bars. Im
Coffeeshop Hector Louis kann man auch Anfang November noch entspannt auf der Terrasse chillen. Sommerabends muss hier Mega-Alarm sein, wenn alle Bars voll sind und Musik die engen Gassen erfüllt.
Das Viertel ist schnell und günstig mit dem Boot erreichbar, also kann man auch nach dem Abendessen zügig wieder nach Europa reisen.
Beyoglu
… ist das westeuropäischste Viertel von Istanbul. Von unserem Hotel bei den großen Moscheen kommt man in 20 Minuten bis zum Anleger Eminönu. Von da kann man entweder mit dem Boot rüber zum Anleger Karaköy – oder zu Fuß oder per Tram über die Galata-Brücke. Unter der Fahrbahn der Brücke ist eine Ebene mit Restaurants eingezogen – zum Dinieren direkt über dem Bosporus. Das sah gar nicht schlecht aus. Auf dem Weg von der Galata-Brücke zum Galata-Turm durchstreiften wir einen riesigen und quirligen Marktbereich mit Eisen- und Bauwaren. Hier gibt es ALLES und auch das, was man schon lange vergessen glaubte. Ein Baumarkt ist ein Witz dagegen.
Mit einer Seilbahn kann man sich den Anstieg zum Galata-Turm sparen. Oben auf dem Hügel über der Stadt verläuft die Istiklal Einkaufstraße bis zum Taksim Platz, wo es viele westliche Ketten gibt wie Mango oder Zara. Wer nicht gehen mag, kann auch die Tram nehmen durch diese Haupt-Shopping-Meile. Vom Taksim Platz nahmen wir die Seilbahn runter zur Station Kabatas. Die Tram T1 brachte uns in wenigen Stationen zurück nach Sultanahmet – unberührt von den Staus rings herum.
Fener
…erreicht man vom ägyptischen Basar Richtung Norden. Man kann entlang des Ufers am Goldenen Horn schlendern oder durch die Straßen mit unzähligen Ständen und Läden und dabei eine unfassbare Vielfalt von Dingen entdecken, die man längst als „gibts nicht mehr“ verbucht hätte. Und die Preise werden mit jedem Meter nordwärts günstiger.
Bis man zum Anleger Fener kommt. Von dort hat sich eine neues touristisches Sub-Zentrum entwickelt. Die bunten Häuser, Cafés und Shops wirken alternativer als im konservativen Rest der Stadt. Wir spazierten hoch bis zur Tramstation Edirnekapi und nahmen von dort die T4, stiegen in Topkapi um und erreichten in 15 Minuten unsere Station Sultanahmet. Eine weitere schöne Rundreise, die uns durch weniger touristische Viertel führte.
Unsere Bosporus-Bootstour
… war schön entspannend! Man muss nicht über ein Touri-Büro buchen! Geht einfach zum Anleger Eminönü. Dort findet ihr verschiedene Anbieter, die 1 1/2 bis 3 Stunden durch den Bosporus tuckern. Uns reichte die 1 1/2 Stunden Variante bis zur Fatih Sultan Brücke, also bis zur engsten Stelle des Bosporus und zurück – für günstige 75 Lira pro Person. Es reicht, wenn man zur Abfahrt der Tour am Anleger ist, weil die Boote eh nie pünktlich ablegen – siehe Geschäftsgebaren:) An Bord werden Tee, Kaffee, Obst oder Süßigkeiten angeboten.
Fazit
Drei ganze Tage im Spätherbst waren ideal für unsere Städtereise nach Istanbul. Die Stadt ist voller Energie. Man kann dort viele andere und neue Seiten des Lebens entdecken, wenn man sich einlässt auf die andere Kultur und Lebensart.
Dass der Muezzin dreimal am Tag seine Verse vom Minarett verkündet, ist für mich erstmal nichts anderes als die sprechgesungene Version des Glockenläutens von deutschen Kirchtürmen. Aber in Summe ist mir ist der Alltag deutlich zu religiös und konservativ u.a. mit verschleierten Frauen inmitten einer von Männern dominierten Gesellschaft. Drei Tage lang arrangiere ich mich damit.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!