Ein laaaanges Wochenende
Anfang Juni 2019 (nach einem nassen Mai)
Anfang Juni 2019 (nach einem nassen Mai)
Lamezia in Kalabrien liegt genau zwei Flugstunden von München entfernt. Die meisten haben es sicher nicht auf dem Zettel, wenn es um einen Kurzurlaub oder ein verlängertes Wochenende mit Sonne und Meer geht. Ein krasses Versäumnis, wie ich finde. Wir starteten Donnerstagabend nach der Arbeit und waren Dienstagabend wieder zuhause in München. Dazwischen erlebten wir eine unvergessliche Mischung aus Meer, Sonne, Genuss und Erlebnis. Wir tauchten ein in das pure Italien und tauchten rundum erholt und begeistert wieder auf. Aber der Reihe nach.
Wir landeten spät und hatten daher ein flughafennahes Hotel gewählt in Gizzeria. Wir schafften es in 15 Minuten zum Hotel Ristorante La Lampara – pünktlich zur besten kalabresischen Abendessenszeit um 21.30 Uhr. Schon der erste Abend erwies sich als Volltreffer. Wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt, und dann alles perfekt läuft, glaubt man sich im Märchenfilm: Ein sehr schönes, gepflegtes Hotel, ein freundlicher, umsichtiger Ober, tipptopp Essen, 1A Wein, das Meer direkt unter dem Balkon und das alles mit kalabresischer Gelassenheit. Overtourism oder Hektik sind hier Fremdwörter. Diese Ruhe und Gelassenheit sollte uns in den nächsten Tagen begleiten.
Kein Zweifel: Die Küste am tyrrhenischen Meer ist die schönere Seite Kalabriens – mit Steilküsten, spektakulären Orten wie Pizzo, dem berühmten Tropea oder Scilla. Entlang der Küste kommt man immer wieder an kleinen kulturellen Stätten vorbei wie Piedigrotta bei Pizzo. Die Kirche in einer Grotte mit Statuen und Wandmalereien ist nicht direkt zum Niederknien. Aber der kurze Abstecher von der Straße lohnt sich allemal. Kalabrien lebt weniger vom monumentaler Wucht einzelner Stätten als vielmehr von der natürlich charmanten Atmosphäre des Landes und vielen kleinen Feinheiten am Wegesrand – von Grottenkirchen bis Weinkellern oder Strandrestaurants.
Das gilt auch für Pizzo, dem Zentrum des berühmten Tartuffo Eises, das einem auf der Piazza La Repubblica förmlich angedient wird. Wir haben widerstanden und erstmal „nur“ ein normales Eis geschleckt.
Was sich immer lohnt, sind Schlenker ins Hinterland. Etwa zu den Grotten nach Zungri. Gar nicht so wegen der Grotten, sondern wegen der Fahrt, der Gerüche, der wuchernden Natur, der uralten Olivenbäume und der abenteuerlich engen Straßen. Übrigens: Selbst im entlegensten Tal hatten wir tipptopp LTE Empfang. Wir steuerten uns auf der ganzen Tour mit Google Maps. Natürlich kamen wir so auch nach Tropea, dem berühmten Ort mit den roten Zwiebeln. Tipp: Nehmt die Ausfahrt „Mare“ und parkt am Meer. Ja, Tropea protzt mit spektakulärer Lage über dem Meer. Man kann schon mal ein, zwei Stündchen durch die Altstadt und aufs Castello schlendern. Aber der Ort war uns unterm Strich zu touristisch.
Für uns ging es bald weiter über Serpentinen und Nebenstraßen nach Joppolo. Das Hotel Arenas war unsere nächste Station. Das wirkt etwas deplatziert in der rauen Gegend. Das Hotel ist stylisch, bio, mit Pool und Wellness – und drum herum nur Joppolo. In den zwei Tagen im Hotel Arenas machten wir Ausflüge – unter anderem nach Scilla. Das liegt ähnlich schön wie Tropea und ist nicht annähernd so touristisch. Vor allem die alte Fischermeile Chianalea ist sehr malerisch und (noch) authentisch. Ein schöner Badeplatz befindet sich direkt unter dem Castello mit karibisch grünblauem Wasser.
Danach sind wir zwei Tage zur ionischen Ostküste gegondelt und wieder zurück- quer durchs Land. Die Fahrt auf der Super Strada (SS 682) ging flugs. Wir machten einen Abstecher nach Gerace, der Kirchenhauptstadt mit der größten Kathedrale Kalabriens. 100 Kirchen soll es hier mal gegeben haben. Die heute verbleibenden 15 scheinen mehr als genug für das kleine Dorf, das auf dem Felsen thront.
Unsere nächste Station, Stilo, gehört zu den Borghi più belli d´Italia, den schönsten Orten Italiens. Aber wie bereits gesagt: Kalabrien beeindruckt mit einer ganzheitlich entspannten, schönen Atmosphäre und grandiosen Natur. Orte wie Stilo sind so etwas wie gekürte Höhepunkte inmitten einer weiten Landschaft.
Unser Nachtlager auf der ionischen Seite war im Hotel Rada Siri. Das war sehr ordentlich, aber insgesamt fanden wir die Ostküste zwischen Locri und Montepaone Lido bei weitem nicht so attraktiv wie die tyrrhenische Seite. Also zurück nach Pizzo. Wir verbrachten noch 1 1/2 schöne Badetage am wunderbaren Strand der Località Piani Vadi von Briatico und feierten Kalabrien mit einem Abschiedsmittagessen in der La Perla del Golfo direkt am Meer. Mehr geht nicht. Deswegen ging´s danach direkt zurück nach Hause.
Vorab folgendes: In Kalabrien kann man sich wohl und sicher fühlen, schöne Tage verbringen und traumhafte Erlebnisse sammeln. Das ist ein Land zum Verlieben. Trotz Mafia-Diskussion, die vielen zu Kalabrien einfällt.
Wir kommen sicher bald wieder zurück nach Kalabrien. Das ist eine Region Italiens, die so nah liegt und doch so fern ist von unserer hektischen Welt. „Tranquilo“ war wohl das Wort des Urlaubs. Ruhig. Zurecht.
Thomas Bily, Welfenstrasse 68, 81541 München
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