Reisezeit und Dauer
Ende Januar 2018
Ende Januar 2018
War das immer schon dein Traum. Und wenn ja, lohnt sich das? Das scheint die unentschiedene Gefühlslage bei vielen, mit denen ich zu dem Thema spreche. Es ist erstaunlich, dass es dieses ungeklärte Skiabenteuer ins Reich der Träume geschafft hat und quasi einen Mythos aufbauen konnte. Aber soll man die weite Reise für eine paar Tage Skifahren auf sich nehmen?
Wer in einen Erholungs-Skiurlaub fahren will, ein bisschen auf der Piste rumrutschen will und auf Après-Ski oder Wellness lugt, kann den Gedanken an Kanada und die Rocky Mountains getrost beerdigen.
Qualität und Genuss des Skifahrens sind auch in den kanadischen Rocky Mountains eine Frage des Schnees und der Leidenschaft für den Sport. Auch in Nordamerika gibt es mittlerweile schneearme Winter. Dann rutscht man genauso auf Eisplatten herum wie zwischen Semmering und Val d´Isère. Aber genug der Skepsis. Wir haben schließlich schneereiche Tage erlebt in Revelstoke.
In jugendlichen 10 Jahren hat es das Skigebiet Revelstoke zu gutem Ruf gebracht als Ski-Mekka, Heli- und Cat-Ski Zentrum. Revelstoke liegt gute 4 Stunden von Calgary entfernt (siehe Anreise). Das hat den Vorteil, dass selbst an Wochenenden nicht allzu viel Betrieb ist. So reichen drei Lifte, um ein Riesengebiet zu erschließen – ohne große Wartezeiten. Das kann doch gefühlt noch nicht alles sein? Wenn man so einen weiten Weg kommt, dann will man doch in jeder Hinsicht mehr erleben!
Wenn es richtig runter kachelt, tut es das normale Skigebiet voll und ganz. Sie nennen es zwar dort etwas mitleidig „Ressort Skiing“. Mit einem Zwischenton derart, dass richtiges Skifahren in einem normalen Skigebiet nicht möglich sei. Die erlebte Erfahrung ist: Wir freuten uns über 120 cm Neuschnee in 3 Tagen und es waren überall Powder-Hänge anzufahren. Bis zum Wadenkrampf.
Zum Otto-Normal-Programm gibt es diverse Upgrades. Heli-Skiing ist beiläufiger Luxus und als Symbol dafür, den Gipfel der Skifahrer-Karriere zu erklimmen. Diesen Höhepunkt lässt sich die Heli-Company solide bezahlen mit mindestens 1.200 kanadischen Dollar pro Tag (mind. 780 €).
Die bodenständigere Alternative ist Cat-Skiing: Da wird man mit der Pistenraupe raufgefahren in unberührte Hänge (mind. 400 Kanadische Dollar pro Tag = 260 €). Aber das ist nur das schillernde Prospektversprechen.
Cat-Skiing bedeutet auf jeden Fall: Das wird ein langer Tag. Man kann entweder in einer Lodge wohnen, von wo es morgens direkt los geht. Das ist bequem und hochpreisig. Oder man wohnt in einer selbst organisierten Unterkunft – wir wir im Grizzly Den in Revelstoke Ortsmitte. Von dort brachen wir auf zur Great Northern Snow Cat Skiing Company. Wir wurden um 6.00 Uhr im Ort abgeholt. Dann ging es eine knappe Stunde mit dem Tour-Bus bis zur Fähre!! über den Arrow Lake – und danach weitere 30 Minuten bis zur Lodge, dem Ausgangspunkt, wo die Cat – die Pistenraupe – auf uns wartete.
Es gab eine Einweisung mit Geräten wie Piepsern und Schaufeln für den Fall von Lawinen und „Tree-Wells“ – Einsturzgefahren in Baumnähe. Die mahnende Einweisung zieht sich über die ganze erste Fahrt im Cat, so dass man leicht das Gefühl bekommt: „Wäre schön, wenn wir den Tag überleben“. Zumal es an „unserem großen Tag“ schneite wie verrückt. Über Nacht war 1 Meter Neuschnee dazugekommen am Berg – der von der schweren Sorte.
Das bedeutete erhöhte Lawinengefahr. Und das wiederum bedeutete, dass wir keine langen, steilen Hängen fahren würden – sondern kurze und eher flache. Und das wiederum bedeutete, dass wir die meiste Zeit anschoben oder stecken blieben im sehr, sehr tiefen, schweren Schnee. Kurzum: der Tag der Tage wurde zu einem angespannten und anstrengenden Erlebnis. Und das war die Tage davor nicht anders. Und das würde die Tage nach uns auch nicht besser. Es liegt einfach zu viel schwerer Schnee. Daran können die super engagierten Guides auch nix ändern. Unseren letzten Tag in Revelstoke widmeten wir – nach weiteren 25 cm Neuschnee in der Nacht – der biederen Variante des Ressort-Skiings. Es war der beste von 3 ohnehin grandiosen Tagen.
Faustregeln für Cat versus Ressort Skiing
Mein Fazit für Revelstoke: Ohne Schnee ist alles nichts. Aber: Wenn der Schnee stimmt, kommen die weiteren Trümpfe der Rocky Mountain Skigebiete noch besser zu Geltung: Die herzliche Leichtigkeit, mit der man morgens vom Liftpersonal begrüßt wird. Insgesamt herrscht ein lockere aufgeschlossene Stimmung. Vielleicht liegt es daran, dass alle fokussiert sind auf Sport. Chichi oder Posing spielen hier keine Rolle. In den Hütten dudelt kein elendiger Alpen-Techno, sondern wärmt Musik von den Eagles oder CCR die Seele – und schafft die perfekte Qualifikation für einen Reisebericht auf Rocking Travel:)
Schön finde ich, dass die Menschen schwärmen von dem, was sie dort erleben. Es wirkt alles echt. Alles intensiv. Alles natürlich. Ein guter Platz zum Skifahren, dieses Revelstoke.
Man muss rund 12 Stunden für den Flug von Deutschland nach Calgary rechnen. Der Mietwagen ist schnell geregelt, so dass man theoretisch die gut 4 Stunden Fahrt nach Revelstoke direkt anschließen kann. Vorausgesetzt, man ist noch fit und die Straßenverhältnisse sind nicht zu winterlich. Die Strecke auf dem Transcanadian Highway Richtung Westen ist gut ausgebaut und meist zweispurig. Sie führt über ein paar Pässe. Bei starkem Schneefall kann das eine Kriecherei werden. Also Wettervorhersage checken! Alternativ kann man eine Nacht in Calgary verbringen – wie wir im Marriott Airport – und am nächsten Tag in Ruhe nach Revelstoke schaukeln über Banff oder Lake Louise.
Gesamtkosten für 9-Tage-Reise, davon 7 Tage Skifahren: Flug: 705 €, 7 x 65 € für die Tageskarte = 450 €, Rest wie anteilig Unterkunft, Mietwagen, Essen&Trinken: 550 € = gesamt 1.705 € + ca. 200 € sonstiges (maximal) = alles miteinander 1.900 €.
Fazit Die Reise ist wesentlich günstiger, wenn man sich Kosten für Unterkunft oder Mietwagen teilen kann. Auf jeden Fall ist eine Woche Skifahren in den Rocky Mountains keine ruinöse Investition.
Cat Skiing ist auf jeden Fall ein Abenteuer und einen Tag kann man sich mal leisten – zum Probieren. Wenn man vorrangig auf Genuss und Tiefschnee-Vergnügen aus ist, sollte man eher kurzfristig reagieren können – auf Wetter und Schneeverhältnisse. Frischer, leichter Pulverschnee ohne Lawinengefahr ist auch in Nordamerika die goldene Währung. Dann ist Cat Skiing sicher ein Traum.
Thomas Bily, Welfenstrasse 68, 81541 München
Telefon +49 151 580 550 91, E-Mail info@rockingtravel.com
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