Reisezeit und Dauer
Mitten im sommerlich warmen Mai 2018
Mitten im sommerlich warmen Mai 2018
Es ist eine große Freude, wenn die Kinder aus dem Haus sind und in Städten leben, wo man sie gern besuchen kommt. Wie unsere Tochter Julia in Wien. Wien kannte ich jahrzehntelang nur von Erzählungen meiner Großtante Hertha, die uns regelmäßig in Niederbayern besuchte und von der österreichischen Hauptstadt schwärmte. Erst mit Ende 20 war ich zum ersten Mal in Wien und der Hammer war: die Stadt sah genau so aus wie die Beschreibung und meine Träume von Wien. Das ist 30 Jahre her und inzwischen ist Wien eine der Touristen-Hochburgen Europas. Gerade zwischen Mai und Oktober fluten Amis, Russen und Japaner die Stadt und man flieht am besten in die äußeren Bezirke von Wien. Im Sommer in Wien sollte man das Stadtzentrum meiden.
Wir waren zuletzt im Mai 2018 an einem schönen Wochenende in der österreichischen Hauptstadt. Es war warm und fühlte sich an wie Sommer in Wien. Es war eine unserer schönsten Wien-Reisen. Julia studierte in Wien und würde im Sommer die Stadt verlassen. Zeit für einen letzten Besuch. Mit dem Zug ist man in 4 Stunden von München in Wien und man braucht wirklich, wirklich, echt kein Auto vor Ort. Die Stadt ist öffentlich perfekt zu erkunden – auch in den Außenbezirken.
Wir waren einquartiert im KIMI Appartement-Haus zwischen Schottentor und Rathaus: abseits vom Touri-Strom und zentral genug, um alle Höhepunkte schnell zu Fuß oder mit wenigen Tram-Stationen zu erreichen. In der Gegend liegt ein großer Teil der Uni, so dass wir uns selbst am Pfingstwochenende keine Sorgen machen mussten, ein Kaffeehaus oder eine Bar ums Eck zu finden. Unser Frühstückslokal wurde das Café Stein an der Währinger Straße im Blickfeld der Votivkirche.
Auf dem Weg zu Julia, die am Spittelberg wohnte, streunten wir durch die Josefstadt. Uni-Campus, zahllose Cafés und Bars, kleine Geschäfte und enge Gassen machen den Weg zum Erlebnis. Hier möchte man wohnen, wenn man jung noch wäre. Sind wir aber nicht. Deswegen ging es für uns schnurstracks weiter. Am ersten Abend landeten wir auf Empfehlung von Julias Freunden im Waldviertler Hof in der Schönbrunner Straße, einem Wiener Klassiker – was sich allein darin bestätigt, dass 25-jährige ihn genauso gut finden wie 52-jährige. Ein Innenhof mit einem Wiener Stammtisch, Wiener Kellnern, garniert mit österreichischem Weißwein und Zwiebelrostbraten. Ein uneingeschränktes: go-for-it!
Am nächsten Tage wollen wir endlich die Donauinsel persönlich entdecken. Bis dato kannten wir den legendären Freizeitpark Wiens nur über Elizabeth T. Spiras Kultserie. Wir fuhren bis zur Donaubrücke mit der U-Bahn, spazierten vorbei am Wasserski-Parcours, durch Grillanlagen bis zur nächsten Brücke: Kein spektakulärer aber sehr skurriler Teil Wiens. Allemal ideal für einen halben Sommertag in Wien. Ihr müsst euch das anschauen – das ist Wien pur.
Sobald ich in Wien ankomme, brennt es mir auf den Nägeln: Der Besuch eines Würstelstandes. Nachdem ich zuletzt schon kampflos den Leberkas-Pepi meinen Kollegen überlassen musste, musste ich diesmal auf dem Rückweg von der Donauinsel unbedingt beim Prater vorbei schlendern auf eine Bratwurst mit Stiegl Bier vor der Kulisse des Riesenrades. Etwas klischeehaft, das gebe ich zu. Aber mir war es gerade recht und noch früh genug, bevor mittags die Touristenmassen hereinbrachen. Frühschoppen am Würstelstand im Prater: Mehr Wien-Feeling geht nicht in einer Viertelstunde.
Der Nachmittag brachte sportlich-atmosphärischen Ausgleich durch einen Spaziergang auf den Kahlenberg. Mit der Tram ging es in gut 20 Minuten nach Nussdorf und von dort aus auf dem Beethovengang in die Weinberge direkt am Stadtrand. Das Gebiet wirkt wie ein groß angelegter Weinberg mit Heurigenlokalen. Man gewinnt einen traumhaften Blick, den nicht mal der fünfte Spritzer trüben kann. Aber Achtung beim Essen: Wir landeten im Heurigen Lokal Hirt und die Präsentation des Essens lud nicht gerade ein zum Verzehr. Uns war´s egal, weil wir ein schönes Abendessen in Aussicht hatten.
Mit dem Bus ging es zurück mit einer kleinen Kaffee-und-Kuchenpause, bevor wir uns zum Abendessen mitten in das Touri-Zentrum im 1. Bezirk aufmachten. Die Gastwirtschaft Huth hat sich mittlerweile ausgedehnt in der Schellinggasse wie der Schuhbeck mit seiner Dynastie am Platzl in München. Das schlägt sich noch nicht auf die Qualität nieder, wohl aber auf die Freundlichkeit im Service. Für uns war´s in der Summe in Ordnung. Das Essen ist zu gut, um dem Lokal eine schlechte Note zu geben,
Am Pfingstmontag hatten wir uns nicht recht viel mehr vorgenommen als die Heimreise. In unserem Alter soll man ja nicht übertreiben. Wir haben erste Umzugssachen von Julia mitgenommen und nicht nur bei ihr stellte sich Wehmut ein. Ich bin ja so ein alter Nostalgiker und wälze so Gedanken, ob wir die grandiose Wohnung behalten sollten. Was meine verstandsmäßig überlegene Frau vehement ablehnt. Aber noch geb ich mich nicht geschlagen. Ich bin schon verliebt in Wien und wer denkt bei Liebe schon rational oder gar effizient. Ich jedenfalls nicht. Erst recht nicht nach diesem Wochenende mit Sommer in Wien.
In meiner Generation muss man ja sich immer noch vor Augen halten: Seit der Wende und dem Fall des Sozialismus steht Wien nicht mehr nur mit einem Bein im Balkan, sondern liegt nun sehr zentral und gut erreichbar in der Mitte Europas. Die Flug- und Zug-Verbindungen sind grandios. Ein Auto braucht kein Mensch in dieser Stadt. Selbst mit dem Schiff geht es besser in die Stadt.
Wien setzt Maßstäbe beim öffentlichen Personen-Nahverkehr. Recht viel besser und bequemer und günstiger geht es kaum. Tickets sind praktisch taxiert wie das 48 Stunden Ticket für ein Wochenende im Frühsommer in Wien. Mit knapp 15 € pro Person reist man vom Zentralfriedhof bis zum Kahlenberg nicht nur schneller, sondern auch günstiger als mit jedem anderen Verkehrsmittel. Und vor allem mit direkter Anbindung zum Würstelstand. Priceless!
Egal ob Bosna, Schnitzel oder Mehlspeise: östlich von Paris gibt es keine Stadt mit so einem grandiosen Genussangebot wie Wien. Man muss ein wenig sündigen wollen. Aber bitte: die Sehenswürdigkeiten und Ausflugziele der Stadt geben genug Gelegenheit, Kalorienzähler zu beruhigen. Meine Devise ist: Gutes Essen und Trinken schlägt nicht an. Weil die Lust die Kalorien verbrennt:)
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