Reisezeit und Dauer
Anfang April 2018
Anfang April 2018
Wenn der eigene Sohn in Lyon studiert, braucht man eigentlich keinen weiteren Grund für einen Kurztrip in die drittgrößte Stadt Frankreichs. Aber auch für Leute, die keine engen Verwandten dort haben, lohnt sich die Reise. 2 Tage Städtereise Lyon kann man sehr gut ausfüllen. Die Anreise ist so bequem und einfach, als würde man nur um´s Eck fahren. Dabei landet man in einer der genussvollsten Gegenden Frankreichs und dort wiederum mitten im Zentrum: in Lyon.
Lyon liegt am Zusammenfluss von Rhône und Saône. Die Ufer der Flüsse prägen das Leben der Stadt. Über der Altstadt prangt die Basilika Notre Dame de Fourvière mit Gärten und römischen Amphitheater in der Nachbarschaft. Zu Ihren Füßen liegen die Kathedrale von Lyon und die engmaschige Altstadt an der Saône mit etlichen Bouchons, den traditionellen Gasthäusern. Auf der anderen Seite, also zwischen Saône und Rhône, befindet sich das neuere Zentrum der Stadt mit Place Bellecour oder dem Rathaus, der Fußgängerzone und weiteren Einkaufsstraßen. Entlang der Rhône erlebt man die Lyoner beim Joggen, Volleyball, Fitness oder Radfahren. Oder auf einem der zahlreichen Restaurantboote, die vor allem für gesetteltes Publikum attraktiv scheinen. Im Grunde kann man 2 Tage gut damit verbringen, zu Fuß oder mit dem Mietfahrrad die Stadt kreuz und quer zu durchpflügen und in das französische Leben einzutauchen. Vielleicht ergänzt um einen Besuch des (kostenlosen) Zoos oder des Museums über die Bewegung der Résistance, deren Zentrum Lyon war (Centre d´Histoire de la Résistance et de la Déportation).
Lyon ist keine Spar-Stadt. Die Stadt boomt augenscheinlich. Überall wird gebaut und die Infrastruktur samt Metro, Tram und Bus ist auf gutem Niveau. Aber um´s Busfahren geht es nicht. In Lyon bekommt man vor allem viel Genuss und Abwechslung, aber man sollte bereit sein, etwas Geld dafür auszugeben. Hungern, sparen und Diät üben kann man danach auch wieder. Für ein SEHR GUTES Essen zu zweit darf man mit Wein und Kaffee mit 60-80 € rechnen: davon für Vorspeisen, Salate 10-14 €, für Hauptspeisen 15-20 €. Unterkünfte gibt es in jeder Preisklasse. Als touristisches Ziel hat sich Lyon eher hochpreisig positioniert – das reicht von Shopping Angeboten bis hin zu Kunst oder Kulturangeboten. Für mich ist das ein wohltuender Kontrast zu Trash-Tourismus etwa wie das überlaufene Prag mit seiner Karlsbrücke, wo man rund herum im böhmischen Glas und billigen Bier zu ertrinken droht.
Die Lage ist ein weiterer Trumpf von Lyon. Bei kurzen Städtereisen kann einem das zwar egal sein. Hochgebirge, Weingegenden wir das Burgund oder Beaujolais, Mittelmeer, Provence und sogar Paris (mit dem TGV) liegen nicht mehr als 2 Stunden von Lyon entfernt. Das macht die Stadt auch als Zentrum für längere Urlaube in Frankreich interessant. Oder anders herum: 2 Tage in Lyon sind ein guter Anfang. Aber da ginge noch viel mehr. Das nächste Mal kommen wir mit dem Auto und schauen mal ins Umland.
Wer gerne isst und trinkt, landet mit einer Städtereise nach Lyon einen Volltreffer. Nicht nur Vegetarier sollten wissen, dass Küche Lyons stark fleischlastig ist. Das Schwein hat in Lyon keine langen Überlebenschancen, weil es quasi zu jedem Gericht serviert wird. Aber halt in Varianten, die den Schweine-Freund mit der Zunge schnalzen lassen: Wurstplatten, Blutwurst, Andouillette, Eintöpfe, Innereien… alles, was bei drei nicht aus dem Stall ist, landet auf dem Teller. Auch mit Rind in Form von Tartar, Rinderbacken, Kalbskopf oder nur Kalbszunge (ohne den Rest) kann man sehr schön und gut satt werden. Dazu bietet sich einer der Weine an aus einer der Gegenden, die Lyon einkesseln: Burgund, Côtes du Rhône, Beaujolais… Man kann ja gar nicht anders, als sich durchzukosten.
In der Welt bekannt sind die verschiedenen Angebote des legendären Starkochs Paul Bocuse, der in und um Lyon ein Imperium aus Restaurants und Bistros aufgebaut hat. Die Marke Bocuse zieht auch nach dem Ableben des Maître. Trotzdem: den wahren Charme von Lyons Küche und Lebensart erfährt man besser in den typischen Bouchons. Man würde sie bei uns urige Traditionsgaststätten nennen. Unter ihnen gibt es natürlich auch ein paar, die nach Touristenfalle riechen. Vor allem in der Altstadt am Fuße der Basilika klebt ein Bouchon neben dem anderen. Sie gehören zum Pflicht-Genuss-Programm einer Städtereise nach Lyon.
Wir haben sehr gute Erfahrung gemacht mit dem Café Comptoir Bouchon Abel (25 Rue Guynemer), das einen in die Zeit der 3 Musketiere zurück beamt. In Räumen aus dunklem Holz werden rustikale Gerichte und Wein karaffenweise aufgefahren. Nach einem Salade Lyonnaise und einem Batzen Tartare tut ein kleiner Spaziergang gut. Den kann man in Lyon auch an einem Abend im frühen April schon in lauer Luft genießen.
Noch mehr Besonderheiten der Lyonnaiser Küche entdeckten wir tags darauf im Bouchon Comptoir Brunet in der Rue Claudia. Wenn man schon mal Froschschenkel und einen Eintopf mit Hahnenkamm bekommt, dann sollte man das auch essen – und zwar genau in der Reihenfolge. Der Hahnenkamm mutet etwas eigenartig an, rutscht aber dank Linsenbegleitung und etwas Rosé-Umspülung problemlos runter.
Die Geschmäcker des Meisters kann man in Les Halles de Lyon Paul Bocuse austesten. Das ist eine große Markthalle mit verschiedenen Ständen und kleinen Restaurants. Käse, Pasteten, die Pralines Roses (eine Spezialität aus Lyon) und natürlich Gewürze, Wein und viele weitere Schweinereien findet man hier – zu nicht mal übertriebenen Preisen. Wir zogen uns zu einem kleinen Mittagessen mit Gänseleberpastete, Nieren und Magret de Canard zurück in das Fleischlokal „Garçons Bouchers“. Danach kann man eigentlich nur noch heimfliegen. Schöner wird´s nimma.
Der Flug von München (oder Frankfurt) dauert 1 Stunde und kostet mit der Lufthansa zwischen 200 und 350 €. Aus anderen Städten besteht die Chance auf eine günstigeren Tarif, da Lyon von vielen Billigfluglinien wie Easyjet, Transavia & Co angeflogen wird. Vom Flughafen nimmt man den Rhône Express bis zum Bahnhof Part Dieu im Zentrum der Stadt. Die Abfahrt am Flughafen ist auf einem Gleis außerhalb des Bahnhofs. Das ist nicht ideal ausgeschildert: Erstmal dem Schild „Gare“ zum Bahnhof folgen und dann durch die große Halle durch und rechts runter. Fahrt kostet einfach rund 14 € oder man nimmt gleich ein Retour Ticket für rund 28 €. Alles lässt sich unkompliziert mit Karte oder Bar bezahlen. Man fährt mit dem Rhône Express bis zum Bahnhof „Gare Part Dieu“. Dort hat man dann Anschluss an die Metros. Alles in allem muss man eine Stunde rechnen vom Flughafen bis Stadtmitte. Ein Taxi kostet gut 50 €.
In 2 Tagen sind wir 25 km gelaufen durch die Altstadt, auf den Hügel mit der Basilika, über die Brücken der Stadt und natürlich in diverse Lokale. Reiseführer kann man zuhause lassen. Die Stadt und ihre Genüsse sind das Spektakel. Und die findet man an jeder Ecke. Einfach reinstürzen!
Thomas Bily, Welfenstrasse 68, 81541 München
Telefon +49 151 580 550 91, E-Mail info@rockingtravel.com
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