Reisezeit und Dauer
3. – 6. August 2018
3. – 6. August 2018
Wenn unser Freund Guy zum Wandern in Südtirol ruft, dann versetzt das unsere Herzen in Freude und unsere Beine in Alarmzustand. Einerseits wissen wir von einigen vorhergegangenen Wanderungen, dass
Andererseits macht ein Blick auf die Reisebeschreibung – die übrigens detaillierter und akkurater ist als jeder Reiseführer – klar, dass wir
Die Einwände seien pro Forma im Sinne der IG Fuss- und Gebein erwähnt. Natürlich erwogen wir keine Sekunde ernsthaft, nicht an der Wanderung teilzunehmen. Klar, nicht den ganzen Monat und nicht den ganzen weiten Weg von Meran bis Icking. Gott sei Dank müssen wir noch arbeiten! Wir haben uns eine schöne Etappe von 4 Tagen ausgesucht von Meran bzw. Dorf Tirol bis ins Pflerschtal.
Wer eine Anreise in Alpentäler mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch nicht auf dem Zettel hat, sollte dies mal ernsthaft in Erwägung ziehen. Als Alternative zu den verlässlichen Staus zwischen Inntal und München Süd, den Grenzwartezeiten der Ära Seehofer und den Blitzapparaten auf Österreichs Autobahnen.
Wir fuhren auf jeden Fall zu sechst für je 40 € von München HbF bis Meran und von dort weiter mit dem Bus nach Dorf Tirol. Bequem, entspannt und kaum langsamer als mit dem Auto (trotz Bauarbeiten an den Geleisen). Einziger Wermutstropfen war das warme Bier im Bordrestaurant. „Kollegen haben vergessen, den Kühlschrank einzuschalten“ – kann man schon mal verschwitzen bei über 35 Grad im heißen Sommer 2018.
Seilbahn fahren zum Aufwärmen
Von Dorf Tirol brachte uns die Hochmuthbahn flott auf etwas erfrischendere 1.400 m Seehöhe. Im Gasthof Oberhochmuthof vebrachten wir die Nacht vor dem Start bei Bier, Vernatsch, Kaiserschmarrn und Lammbraten (der etwas zu streng nach Schaf roch:). Der Blick von der Terrasse ist traumhaft und wenn die Seilbahn den Betrieb einstellt, hört man nur noch die Fliegen um die Lammreste streiten. Sonst ist Ruhe am Berg.
Der erste Tag führte uns durch die Texler Gruppe. Auf unserem Weg zum Spronserjoch, dem höchsten Punkt des ersten Tages auf knapp 2.600 m, hatte die Natur schöne Überraschungen parat. Zum Beispiel den Kasersee auf 2.117 m, in den wir uns hemmungslos hineinstürzten, um unsere Temperatur wieder in die Nähe von 37° zu kühlen vor dem Mittagessen. Man soll sich ja nicht überhitzt am Lamm vergehen.
Die Oberkaseralm kam uns zupass als Auftankstation vor dem letzten Stück zum Spronserjoch. Glücklicher Weise war das Lamm heute weniger schafsverwandt und trübte so nicht den Geschmack des Weißbiers. Der Südtiroler Wettergott war milde gestimmt und schickte uns um die heiße Mittagszeit immer ein paar Wolken und ein kühlendes Lüftchen. Jeden Tag verlässlich zwischen 12 und 14.00 Uhr.
Normaler Weise freut man sich ja, wenn man am höchsten Punkt ankommt, weil einem der Geist vorgaukelt, dass man das meiste geschafft habe. Guy aber klebt jeder Etappe einen schier unendlichen Abstieg und Auslauf dran, der mindestens 3 Stunden dauert und bis auf Kristof, die Reinkarnation einer Bergziege, jeden Wanderer zwischendurch leise fluchen lässt.
Kurz vor Verbrennen der Waden leckten die Ziegen das Salz und wir erreichten mit letztem Akku das Tagesziel, den Gasthaus Zeppichl in Pfelders. Im 6er Zimmer streckten wir uns. Der freitagabendliche Grillabend brachte für fleischlustige Wanderer Schweinshaxen. Ich entschied mich für Pasta und bekam die mit weitem Abstand größte Portion meines Lebens, die normaler Weise einen ganzen Tisch sättigen konnte.
Tag 2 pausierten unsere leicht lädiert angereisten Wandersbrüder Guy und Russell angesichts der wenig amüsanten Ansage von 8 Stunden Gehzeit bis auf 2.900 m Seehöhe. Und ja, es war tatsächlich so anstrengend wie erhofft, aber: Schuhe und Beine waren nun eingelaufen. Die nächsten Stationen flogen wir über die Berge. Die Stationen im Staccato:
Unsere Übernachtungen im Überblick
Am Dienstagmorgen ging es nach 4 harten und wunderschönen Wandertagen heim nach München. Für die Busfahrt gab uns der Hotelier ein kostenloses Ticket für die halbe Stunde Fahrt bis zum Brenner (erst Bus, dann Bahn). Ein letzter Speck, ein letzter Espresso und dann dauert es mit dem EC keine 3 Stunden bis zum Ostbahnhof – die heiße Stadt hatte uns wieder einkassiert.
Natürlich beschwerten sich die Beine wie üblich wegen der langen Abstiege. Aber das Herz schlägt aufgeregt nach und wünscht sich eine baldige Fortsetzung. Auf Guy ist Verlass. Der kommt sicher bald mit der nächsten Ochsentour ums Eck.
Bahn von München HbF oder München Ost in rund 4 Stunden bis Meran. Dann per Bus vom Bahnhofsplatz nach Dorf Tirol und mit einmal Umsteigen bis zur Talstation der Hochmuthbahn.
Rückfahrt von Innerpflersch mit dem Bus nach Gossensaß und von dort per Regionalbahn bis Brenner. Das kostet mit der Aktivkarte der Region nichts (bekommt man beim Hotel). Busse und Bahnen sind in Südtirol in 1A Zustand.
Vom Brenner per EC München in rund 3 Stunden – in der Regel ohne Umsteigen. Pro Person für rund 50 € (einfach).
Auto: zuhause lassen.
Während des Sommers ist Hochsaison und man muss früh buchen, vor allem als Sechser-Gruppe. Südtirol ist grundsätzlich kein günstiges Pflaster und man kann schon mal in einem teuren Massenhotel landen. Aber mit etwas Voraussicht und Geschick findet man auch Plätze wie das Zeppichl oder den Oberhochmuthof.
Auch wenn nur ein Alpenkamm dazwischen liegt: man ist in Italien und das ist wichtig für den Magen. Neben Klassikern der italienischen Küche gibt es das Beste der österreichischen auf der Karte. Die Küche ist so gut, dass man selbst mit harten Touren kaum ein Kilo abnimmt.
Thomas Bily, Welfenstrasse 68, 81541 München
Telefon +49 151 580 550 91, E-Mail info@rockingtravel.com
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