Reisezeit und Dauer
Anfang Mai 2018
Anfang Mai 2018
Nach einem langen ersten Tag in Shanghai ging es noch am Abend meiner Ankunft mit China Eastern Airlines weiter nach Kunming, in die Hauptstadt der Provinz Yunnan. Wir empfehlen, über das Hotel einen Abholservice (ca. 20 Euro) organisieren zu lassen, es sei denn, man möchte bei Ankunft am Flughafen von einem der sehr aufdringlichen chinesischen Taxifahrern zu einer überteuerten Fahrt genötigt werden. Außerdem kann man so sicher sein, das Hotel wirklich zu finden. Unsere Unterkunft, das Da Zhen Hotel, befand sich hinter einer riesigen Baustelle in einem Hinterhof im 8. Stock und wir mussten unseren Taxifahrer bitten, sich von der Rezeption um 3h morgens per Telefon lotsen zu lassen. Wenn da das Chinesisch nicht perfekt ist, kann man schon mal woanders landen. Oder gar nirgends.
Eigentlich sollte Kunming nur Ausgangs- und Endpunkt unserer Reise durch die Provinz Yunnan werden. Aber dann überraschte uns die Stadt: Mit 7 Millionen Einwohnern ist Kuming für chinesische Verhältnisse noch recht überschaubar und die Atmosphäre ist sehr entspannt. Neben der obligatorischen westlichen, von Malls gesäumten Shoppingmeile gibt es hier viele kleine und authentische Märkte, wo man lokale Spezialitäten probieren oder sich ein neues Haustier – wie z.B. einen Riesensalamander – aussuchen kann.
Hier probierten wir unter anderem eine schwarze Oktopus-Wurst am Spieß, die wir leider nicht weiterempfehlen können. Viel besser schmeckte uns die wohl bekannteste Spezialität der Region, die “Across The Bridge Noodles” (过桥米线 guòqiáo mixiàn). Dabei erhält man eine Hühnerbrühe und eine Reihe unterschiedlicher Beilagen, die dann in dieser gekocht werden. Sehr lecker! Unser Restaurant am nördlichen Ende der ohnehin vom Reiseführer empfohlenen Restaurant- und Bar-Straße Wenhua Alley bzw. Wenhua Xiangwar war ziemlich authentisch und nicht gerade schick, aber das sollte man in China auch nicht erwarten. Die kleinen, billigeren Läden sind meist die leckersten. So auch in diesem Fall. Wir haben uns eine Portion geteilt, da diese ziemlich groß sind. Dafür haben wir uns aber auch die teuerste Version mit allen Zutaten für ca. 5€ insgesamt (!) gegönnt.
Im Norden der Stadt liegt der wasserreiche Green Lake Park, durch den sich ein Spaziergang lohnt. Auch, weil sich rundherum viele nette Restaurants und Bars befinden, die zum Verweilen einladen. Generell kann man die ganze Innenstadt problemlos zu Fuss erkunden. Zudem gibt es in Kunming laut Reiseführer einen Night Market im Ausgehviertel, den wir aber entweder nicht finden konnten oder der an diesem Tag einfach nicht stattfand. Zahlreiche Bewertungen auf Tripadvisor ließen jedoch darauf schließen, dass wir nicht allzu viel verpasst haben. Dennoch gibt es rund um die Ecke Dongfeng und Renmin West Road viele kleine Stände die leckere Snacks anbieten! Bei Entenzunge und chinesischem Döner ließen wir den Abend ausklingen.
Gut gesättigt ging es dann in den Nachtzug nach Dali. Wir hatten uns für die Soft-Sleeper-Klasse entschieden, in der man ein gemütliches Bett mit Decke und Kissen in einem 4er-Abteil bekommt. Die Züge sind sauber, pünktlich und mit einer westlichen Toilette ausgestattet. Wir können Nachtzugfahrten in China nur empfehlen! In Dali kamen wir dann am frühen Morgen an. Der Bahnhof liegt, wie in den meisten Städten, in denen wir waren, außerhalb vom Stadtzentrum der Ancient City und ist keinesfalls fußläufig zu erreichen. Dali liegt an einem wunderschönen See, dem Erhai Lake den man sich in der Nähe des Bahnhofs von den Anhöhen des Erhai Parks zunächst einmal ansehen kann, bevor man für ca. 5 Euro ein Taxi in die Altstadt nimmt.
Dali ist ein chinesischer Touristenmagnet. Die Altstadt ist im klassischen chinesischen Stil (oder was wir als Deutsche zumindest gemeinhin darunter verstehen) gehalten. Wir kamen genau zum 1. Mai in Dali an, nebst Schwärmen von chinesischen und einigen wenigen westlichen Touristen. Die Altstadt ist nicht besonders groß und man kann alles zu Fuß besichtigen. Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich die selbst gebackenen Küchlein mit Rosenblätter-Füllung. Auch das Trockenfleisch ist in Yunnan sehr lecker, aber nichts für Schärfe-Empfindliche.
Highlight der Stadt sind die 3 Pagoden, die etwas außerhalb der Altstadt liegen. Wir entschieden uns für eine Art Doppel-Fahrrad, das man für wenig Geld (ca. 7€) den ganzen Tag über mieten kann. Teuer ist mit etwa 15 Euro hingegen der Eintritt zu den Pagoden. Studenten sollten auf jeden Fall ihren Studentenausweis mitnehmen, da sie 50% Rabatt erhalten! Das Gleiche gilt für fast alle Sehenswürdigkeiten in ganz China. Allerdings kann es ab und zu vorkommen, dass nur Studentenkarten von chinesischen Unis akzeptiert werden. Hinter den 3 Pagoden befindet sich noch eine Art Tempelstadt, die wir jedoch aus Zeitgründen nicht mehr besichtigten. Mit dem Taxi ging’s zurück zum Bahnhof und von dort in ca. 2 Stunden für 4 Euro zum nächsten Stopp nach Lijiang.
Auch der Bahnhof von Lijiang liegt etwas außerhalb der Ancient City, der Hauptattraktion der Stadt. Um diese hat sich inzwischen eine (um ein Vielfaches größere) Neustadt gebildet, die laut Aussagen der Bewohner aber keinen Besuch wert ist. Mit dem Taxi fährt man rund 20 Minuten bis zum südlichen Tor der Ancient City.
Diese ist unserer Meinung nach sogar noch schöner als die von Dali und mindestens ebenso touristisch geprägt. Ein kleiner Kanal mit zahlreichen Steinbrücken schlängelt sich durch die vermeintlich uralten Häuser. Tatsächlich wurde Lijiang jedoch nach einem verheerenden Erdbeben Mitte der 1990-er Jahre als Touristenzentrum fast komplett neu aufgebaut. Durch Gespräche mit Bewohnern fanden wir heraus, dass hier schon zu Zeiten des Kommunismus wohl nahezu gar nichts mehr vom historischen Zentrum übrig geblieben war. Fast jedes der klassischen Gebäude beherbergt heute ein Touri-Geschäft oder ein Restaurant. Lijiang bietet viel schöne Fassade. Die Echtheit des Charmes schien uns eher zweifelhaft. Authentizität und geschichtlicher Hintergrund sind ohnehin Aspekte, die in China keinen hohen Stellenwert haben.
Lijiang ist außerdem das Zentrum der Naxi-Minderheit, die von tibetischen Nomaden abstammen. Heute findet man zahlreiche Restaurants, die die traditionelle Küche dieses Volkes servieren. Die mit Brühe gefüllten Tontöpfe, in denen man verschiedene Fleisch- und Gemüsevariationen kocht, können wir sehr empfehlen. Das Restaurant Amayi Naxi Snack in der Wuyi Jie wurde im Reiseführer empfohlen. Touristisch, ziemlich lecker und gemütlich!
Über unser Hotel konnten wir den Day-Trip zur Tiger Leaping Gorge organisieren. Das war der eigentlich Grund, warum wir nach Lijiang gekommen waren. Diese Schlucht verdankt ihren Namen einem Tiger, der diese einmal übersprungen haben soll. 2-Tages-Touren mit Übernachtung vor Ort im Guesthouse sind möglich. Wir entschieden uns aber aufgrund der ohnehin schon kurzen Zeit, die wir in China hatten, für den Tagesausflug zur sogenannten “Middle Tiger Leaping Gorge”. Wer gerne wandert und viel Zeit hat, der sollte sich die 2-Tages-Tour durchaus einmal überlegen. Wir haben viel Positives darüber gehört und gelesen.
Man kommt gegen 10h bei Tina’s Guesthouse, dem Ausgangspunkt der Wandertour, an und muss sich dort um 15:30h auch spätestens wieder einfinden. Das ist locker ausreichend und wir waren, obwohl wir uns Zeit ließen, schon vor 14h wieder da und hatten so noch genügend Zeit für einen entspannten Kaffee und ein kleines Mittagessen mit toller Aussicht auf die Schlucht.
Die Fahrt mit dem Bus dauert ca. 3h und kostet 110 RMB (rund 15 Euro) für Hin- und Rückfahrt. Hinzu kommen noch 65 RMB Gebühren für den Eintritt ins Naturschutzgebiet und ein paar Zahlungen von 15 RMB an ältere einheimische Damen, die auf dem Wanderweg den Weghüter spielen und selbst nicht so genau zu wissen scheinen, wofür sie nun Geld verlangen sollen. Möchte man noch bei Tina’s Guesthouse ein Frühstück zu sich nehmen, sich unterwegs etwas zu trinken kaufen und nach Ende der Tour vielleicht noch eine Kleinigkeit essen, dann sollte man inklusive Fahrt und Eintritt summa summarum um die 400 RMB (50 Euro) für den kompletten Ausflug in Bar einplanen.
Insgesamt können wir den Ausflug zur Tiger Leaping Gorge sehr empfehlen. Es waren nicht viele Menschen außer uns anwesend, was sicher auch saisonabhängig ist. Die Schlucht war wirklich beeindruckend und die Organisation gestaltete sich dank unseres Hotels als sehr einfach. Die Wege sind nicht immer perfekt ausgeschildert (generell haben es die Chinesen nicht so mit dem Ausschildern…), daher sollte man den kleinen Plan, den man anfangs bekommt, auf jeden Fall gut aufbewahren!
Zurück in Lijiang gab es noch einmal einen Tontopf mit Schwarzziege, bevor wir den Nachtzug zurück nach Kunming bestiegen und die Provinz Yunnan hinter uns ließen. Nächster Halt: Nanning und Guangzhi
Generell sind Lijiang und Dali als Tourismuszentren Süd-West-Chinas ein wenig teurer als andere Orte. Für uns als Europäer sind Verpflegung und Unterkunft aber immer noch sehr erschwinglich. Ein Essen im Restaurant kostet pro Person um die 8 Euro. Besonders empfehlen können wir unser Hotel, das Xilu Xiaoxie Inn mit traumhaften Zimmern, Regendusche und einem perfekt Englisch sprechenden Hotel-Staff. Für ein Doppelzimmer zahlten wir rund 30 Euro.
Für einen einfachen Tagesausflug gilt: Essen und Trinken gibt es vor Ort, festes Schuhwerk ist ein Muss (Sportschuhe reichen). Trotz eindringlicher Warnungen von in hochprofessioneller Funktionskleidung eingepackten amerikanischen Wanderspezialisten (“It’s only 3 degrees!”), die mit uns im Bus saßen, reichten eine kurze Hose und eine leichte Jacke völlig aus und am Ende war uns eher zu warm als zu kalt. Die Jacke wurde dann auch irgendwann abgelegt. Also einfach mehr auf den gesunden Menschenverstand hören als auf die übervorsichtigen Tipps von übervorsichtigen Reiseführern.
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